Übersicht
In Zeiten, wo Nachhaltigkeit in aller Munde ist, ist es ein heikles Thema Klamotten wegwerfen zu wollen. Doch du warst bestimmt auch bereits in der Situation: Die Lieblingsjeans ist zu eng geworden, das Shirt hat ein Loch bekommen oder die Jacke entspricht einfach nicht mehr deinem Geschmack. Wohin also mit alten Klamotten, wenn du deinen Kleiderschrank gerade ausmistest? Hauptsächlich hast du zwei Optionen: Recycling oder Upcycling. Es lohnt sich, einen Blick auf beide Möglichkeiten zu werfen!
Was bedeutet es eigentlich Kleidung zu recyceln?
Aus Müll wird neu
Mit Recycling bringst du Textilien zurück in den Kreislauf. Das Wort kommt zum einen vom griechischen Wort für “Kreis”, zum anderen vom englischen Wort für “wieder” oder “zurück”. Im strengen Sinne muss deine Kleidung zunächst als Müll gewertet werden, also zum Beispiel zerrissen sein, damit sie recycelt werden kann. Ansonsten handelt es sich um eine bloße Wiederverwendung.
Down- und Upcycling
Beim Recycling geht es darum, ein Abfallprodukt so aufzubereiten, dass mindestens ein Teil von ihm seinen ursprünglichen Zweck oder aber auch einen neuen Zweck erfüllen kann. Alte Elektrogeräte, aber auch Klamotten, können so besonders gut mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht werden. Unterschieden wird beim Recycling zwischen Downcycling und Upcycling: Beim Downcycling hast du am Ende des Prozesses ein neues Produkt mit schlechterer Qualität, beim Upcycling mit besserer.
Der Recycling-Prozess
Sobald du deine Textilien in die Altkleidersammlung gegeben hast, ist die Sache für dich abgeschlossen – für deine Klamotten aber noch lange nicht. Laut dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) können 88 Prozent der Altkleider wiederverwendet werden, über 60 Prozent davon sogar in ihrer ursprünglichen Form.
Sortierung
Deine abgegebene Kleidung wird zunächst von Hand sortiert – es ist eine aufwendige Arbeit, die viel Erfahrung, Gründlichkeit und ein gutes Auge braucht. Das Ausschlaggebende bei der Begutachtung: Ist das Textil im aktuellen Zustand tragbar? Während deine Damenjeans, die dir einfach nur zu eng geworden ist, den Test besteht, kommt deine kaputte Schlafhose nur noch fürs Downcycling infrage.
Das passiert mit noch tragbarer Kleidung
Was mit deiner Kleidung passiert, hängt nicht nur vom Zustand ab, sondern auch von der Organisation, die hinter dem Container steckt. Es gibt kommunale, gemeinnützige oder gewerbliche Sammelstellen – studiere dafür genau die Angaben auf dem Container.
Nutzung für karitative Zwecke
Entsorgst du deine alten Kleider bei einer gemeinnützigen Organisation, verkauft diese die Textilien auf Flohmärkten, in sozialen Kaufhäusern oder sammelt sie in Kleiderkammern für Geringverdiener und Flüchtlinge. Dadurch hat die Organisation zusätzliche Einnahmen bzw. kann Geld sparen, indem sie für die Kleiderkammern nichts ankaufen müssen.
Verkauf ins Ausland
In Deutschland fallen mehr Altkleider an, als benötigt werden. Deswegen verkaufen die Sammelstellen deinen gut erhaltenen Pulli nach Asien, Afrika oder Osteuropa, wo er einen neuen Besitzer findet.
Das passiert mit nicht mehr tragbarer Kleidung
Verarbeitung zu Putzlappen
Nicht jedes Kleidungsstück kann in seiner ursprünglichen Form weiterverwendet werden – zum Beispiel wenn es Löcher im T-Shirt gibt, es zu stark aufgeribbelt oder verfärbt ist. In diesem Fall werden die Textilien zu Putzlappen, Malervlies, Füll- oder Dämmmaterial umfunktioniert. Dafür müssen natürlich vorher alle Knöpfe, Reißverschlüsse, Perlen oder Nieten entfernt werden.
Faserrecycling
Auf immer mehr Kleidungsstücken ist es zu lesen: Die Jacke enthält recyceltes Polyester oder die Jeans recycelte Baumwolle. Allerdings ist es ein komplizierter Vorgang, Fasern aus Altkleidern zurückzugewinnen und auch nur bedingt möglich. Außerdem haben die Stoffe in ihrem zweiten Leben schlechtere Eigenschaften und müssen deswegen mit neuen Fasern gemischt werden.
Verbrennung
Bei etwa zwölf Prozent der Altkleider stößt das Textil Recycling an seine Grenzen – für diesen Anteil bleibt nur noch die Verbrennung übrig. Aus diesen Klamotten wird schlussendlich Energie gewonnen.
Nachhaltigkeit statt Fast Fashion
Das bedeutet Fast Fashion
Viele Labels produzieren eine Kollektion nach der anderen und designen sehr trendbewusste Stücke, die günstig verkauft werden. Die Folge: Die Kunden tragen die Kleidung nur sehr kurz, um sich schnell neue Mode zu besorgen. Die alten, ehemaligen Lieblingsstücke versauern dann im Kleiderschrank oder landen sogar im Müll – der Negativtrend Fast Fashion ist bestimmt auch dir ein Begriff. Doch immer mehr Generationen wünschen sich eine ressourcenschonende Textilindustrie und favorisieren das Gegenprinzip Slow Fashion.
Kleidung lange tragen
Möchtest du, dass bei deinen Klamotten Nachhaltigkeit zum Tragen kommt, solltest du deine Kleidung so lange wie möglich benutzen und deswegen lieber zeitlose statt besonders trendige Mode kaufen. Alternativ kannst du deine gut erhaltenen Sachen der Altkleidersammlung spenden und sie damit Teil des Recyclings bzw. der Wiederverwendung werden lassen.
Klamotten gehören nicht in den Restmüll
Alte Jeans wegschmeißen oder sie im Kleiderschrank untergraben – das ist immer der am wenigsten nachhaltigste Weg. Selbst kaputte Sachen können oft noch einen Nutzen erfüllen. Übrigens: Ausgelatschte Schuhe und abgetragene Kleidung gehören nicht in deine Restmülltonne. Sie sind ein Fall für den Wertstoffhof.
Kleidung eigenständig upcyceln
Aus alten Sachen neue machen, die anschließend einen höheren Wert haben – das ist Upcycling und damit eine Alternative zum Recycling. Bevor du dich von ungewollter Kleidung trennst, solltest du zunächst überlegen, ob du sie nicht mit wenigen Handgriffen so umgestalten kannst, dass sie für dich wieder tragbar ist. Beim Upcycling von einem Kleid kannst du zum Beispiel Träger annähen oder abtrennen oder einen runden Halsausschnitt in einen geschlitzten umwandeln. Dir stehen beim Upcycling aber noch mehr Optionen zur Verfügung!
Schnipp, schnapp: kürzen
Oberteile
Die Ärmel von deinem Langarmshirt oder leichten Pulli haben sich am Saum abgestoßen, sind verfärbt oder haben Löcher bekommen? Kein Grund, die alte Kleidung wegzuschmeißen. Schneide einfach die Ärmel ab und funktioniere das Oberteil zu einem 3/4-Arm oder T-Shirt um. Die Kanten kannst du offen lassen oder umsäumen. Ausgeleierte Ärmel bekommst du mit einer schicken, schnell gemachten Raffung wieder in Form.
Jeans und Hosen
Ist dein Beinkleid am Bund oder an den Gesäßtaschen kaputt, kannst du die Jeans als Deko nutzen. Hat die Jeans aber nur einen zerschlissenen Saum oder einen Riss in der Kniekehle, kannst du daraus einfach Bermudas, Shorts oder Hot Pants machen. Das Beste daran, wenn du deine alte Jeans wiederverwertest: Du brauchst nur eine scharfe Schere und keine Nähmaschine, denn in der Jeansmode ist ein offener, ausfransender Saum gern gesehen.
Kleidung veredeln
Mit Farbe
Wenn dich dein weißes T-Shirt langweilt oder es einen Gelbstich bekommen hat, ist es höchste Zeit für Textilfarbe. Weiße und helle Kleidungsstücke nehmen die Farbe am besten an. Nicht nur einfarbige Looks sind möglich – du kannst beim Upcycling deiner alten Kleidung auch Batikmuster umsetzen!
Mit Perlen, Pailletten und Knöpfen
Du musst kein Nähprofi sein, um diese Fashion Hacks umzusetzen, sondern brauchst nur rudimentäre Kenntnisse mit Nadel und Faden. Schnappe dir ein paar Pailletten oder Perlen und nähe sie zum Beispiel am Ärmel fest. Hast du Knöpfe übrig, kannst du diese in einer Reihe entlang des Ausschnitts anbringen.
Mit Patches und Stoffresten
Möchtest du alte Kleidung wiederverwenden, die Löcher hat, nutzt du am besten Stoffreste oder Patches, um diese abzudecken. Je nach Stil deines Textils könnte ein einzelner Patch deplatziert wirken, weswegen du am besten mehrere aufnähst und damit deinem Kleidungsstück einen komplett anderen Stil verpasst.
Was ist besser: Upcycling oder Recycling?
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist Upcycling deutlich besser als Recycling. Beim Recycling gibt es oft einen Wertverlust des Kleidungsstücks, beim Upcycling hingegen immer eine Wertsteigerung. Funktionierst du deinen Pulli mit Loch im Ärmel zum Pullunder um, ist das natürlich sinnvoller, als dass daraus ein Putzlappen oder Brennstoff produziert wird. Trotzdem solltest du die Möglichkeit, deine alte Kleidung recyceln zu lassen, nicht sofort ausschließen, denn beide Verfahren haben Vor- und Nachteile.
Recycling
Vorteile
- schafft schnell Platz im Kleiderschrank durch die Abgabe in die Altkleidersammlung
- Recyclingindustrie schafft viele Arbeitsplätze
- gut erhaltene Kleidung erhält ein zweites Leben (streng genommen ist dies aber eine Wiederverwendung und kein Recycling)
Nachteile
- oft nicht so nachhaltig wie gedacht
- Recyclingprozess verbraucht viele Ressourcen
Upcycling
Vorteile
- hoher Nachhaltigkeitsfaktor
- fördert Kreativität und Fingerfertigkeit
- spart Geld, weil der Neukauf entfällt
Nachteile
- oft zeitintensiv
- teilweise wird spezielles Equipment benötigt
4 Kommentare
Es ist schön zu wissen, dass du nicht nur die neuesten Modetrends förderst, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leistest. Ein großes Lob für dein Engagement und deine Inspiration! Macht weiter so und inspiriert weiterhin zu einem nachhaltigen und stilvollen Lebensstil!
Herzliche Grüße,
Marie
Liebe Marie,
danke für dein Feedback!
Viele Grüße,
Hanna
Ich mag es wirklich, wenn jemand alte Kleidung in etwas Neues verwandelt. Alles, was Sie brauchen, ist eine interessante Idee und der Wille, neue Kleidung zu kreieren.
Das stimmt, der Wille zählt 🙂
Viele Grüße,
Hanna